Gedenken an Eisenbahner und Widerständler Lorenz Breunig

7. März 2025

Gedenken 80. Todestag Lorenz Breunig

Am 15. Februar 2025 gedachten einige Pankower Antifaschist*innen und Gewerkschafter*innen des vor 80 Jahren von den Nazis ermordeten Eisenbahners und Widerständlers Lorenz Breunig. Wir dokumentieren den Redebeitrag unseres Pankower VVN-BdA-Mitglieds Gunter Ebertz.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Gedenken 80. Todestag Lorenz Breunig

heute gedenken wir dem 80. Todestag von Lorenz Breunig, einem mutigen Widerstandskämpfer und aufrechten Gewerkschafter. Es ist mir eine Ehre, an diesem besonderen Ort, dem Stolperstein im Miltenberger Weg, zu sprechen. Dieser Stolperstein wurde vom Künstler Gunter Demnig am 27. April 2012 verlegt. Ich spreche hier heute als Gewerkschafter, Antifaschist, Pankower Bürger und auch als Spender des Stolpersteins.

Lorenz – eigentlich Laurentius – Breunig, geboren am 11. August 1882 in Weilbach, Unterfranken, war ein Mann, der sein Leben der Arbeiterklasse widmete. Nach seiner Ausbildung zum Eisendreher und der damals üblichen Wanderschaft fand er seinen Weg zur Königlich Preußischen Eisenbahnverwaltung in Frankfurt/Main. Sein Engagement für die Rechte seiner Kollegen führte ihn in den Arbeiterrat und später in den Hauptvorstand des Deutschen Eisenbahnerverbandes.

Er vertrat die Interessen der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner von 1920 bis 1924 als Abgeordneter der USPD bzw. SPD im Reichstag.

Breunig war nicht nur ein Experte im Arbeitsrecht, sondern auch ein leidenschaftlicher Kämpfer für die gerechte Sache des Sozialismus. Seine Arbeit als Leiter der Betriebsräteabteilung und seine Schulungskurse im Eisenbahnerheim in Hammersbach zeugen von seinem unermüdlichen Einsatz für bessere Arbeitsbedingungen und ein gerechteres Leben für alle Eisenbahner*innen.

Mit der Machtübernahme Hitlers und der Anpassung der freien Gewerkschaften an das neue Regime legte Breunig sein Vorstandsmandat als Sekretär der Rechtsabteilung nieder, um „einer Neuausrichtung des Verbandes nicht im Wege zu stehen“. Doch persönlich blieb er dem neuen System gegenüber unnachgiebig und nahm aktiv am Widerstandskampf gegen das faschistische Regime teil. Gemeinsam mit ehemaligen Kollegen leitete er eine Widerstandsgruppe, die sich gegen die Nazis stellte.

Breunig und seine Mitstreiter verteilten illegale Druckschriften und Flugblätter, sammelten Gelder zur Unterstützung verhafteter Kollegen und organisierten konspirative Treffen. Diese Treffen dienten nicht nur dem Austausch von Informationen, sondern auch der Planung von Aktionen gegen das Regime. Trotz der ständigen Gefahr, entdeckt zu werden, setzte Breunig seine Arbeit fort und versuchte bis zu seiner Ermordung, die Gegnerschaft zwischen Mitgliedern von KPD und SPD zu überwinden.

Am 1. September 1939 wurde Lorenz Breunig von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Trotz der widrigen Umstände der KZ-Haft nahm er weiterhin an konspirativen Treffen teil und setzte sich für die Einigung der Arbeiterbewegung ein. Am 15. Februar 1945 wurde er in der Gaskammer ermordet.

Heute, 80 Jahre nach seinem Tod, gedenken wir nicht nur Lorenz Breunig und seinem Einsatz, sondern auch all den anderen mutigen Eisenbahngewerkschaftern und Eisenbahngewerkschafterinnen, die im Widerstand aktiv waren. Sein Schicksal mahnt uns, was passiert, wenn Rassismus und Faschismus nicht konsequent abgelehnt werden.

Wie die jüngere Geschichte immer wieder gezeigt hat, gilt auch heute noch: rechtsnationale und rechtsextreme Entwicklungen zu unterschätzen, sich ihnen anzupassen, tötet! Umso wichtiger ist es, dem Beispiel Breunigs zu folgen, selbst in noch so kritischen und bedrohlichen Momenten kein Stück nach „rechts“ zu weichen, sondern aufrecht für Demokratie und Menschlichkeit einzustehen.

Ich möchte mit einem Zitat von Anna Breunig schließen, die in einer Todesanzeige am 15. Februar 1946 – also ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes schrieb: „Sein Leben war Dienst an der Arbeiterklasse. Er war immer ein aufrechter Kämpfer für die gute und gerechte Sache des Sozialismus.“

Vielen Dank.